Vor etwa 25 Jahren, im Sommer 1991, stieg ich von den bis dahin hauptsächlich verwendeten Spiegelreflexkameras auf ein spiegelloses System, die Messsucher-Kameras von Leica, um. Diese Kameras und die dazugehörigen Objektive waren kleiner und leichter als die SLRs, und so passte auch meine Fototasche damals nicht mehr so recht zum neuen System.
Das Problem konnte aber schnell gelöst werden. Ich entdeckte die Taschen einer englischen Firma, die wie gemacht für meine neue Fotoausrüstung waren. Schmal geschnitten und dafür hoch, hatten sie ein ganz anderes Layout als das, was ich bisher benutzt hatte. Sie schmiegten sich viel angenehmer an den Körper, standen nicht zu weit ab und ermöglichten es durch ihre Höhe, in jedem Fach zwei Objektive und ein Kameragehäuse übereinander zu verstauen. Im Laufe der Jahre kaufte ich einige dieser Taschen in verschiedenen Farben und leicht modifizierter Ausstattung und war, bis auf ein paar Kleinigkeiten, sehr zufrieden.
Auch nach einem Wechsel auf ein anderes Kamerasystem (Fujifilm X-Serie) passte alles sehr gut und die Ausrüstung war gut geschützt. Die Taschen sind auch im starken Regen absolut dicht, was nicht verwunderlich ist, denn der Hersteller kommt ursprünglich aus dem Angelsport. Das Design verheimlicht dies auch nicht.
Obwohl ich sehr zufrieden mit meinen bisherigen Kamerataschen war, hat mich ein Freund auf die Taschen von Oberwerth aufmerksam gemacht. Die München sprach mich direkt an, denn Größe und grundlegende Form entsprechen nahezu genau dem Modell der englischen Firma, das ich bislang verwendet hatte. Die Anmutung ist trotzdem eine vollkommen andere. Oberwerth setzt auf endle Materialauswahl, gut durchdachte Kleinigkeiten und eine hervorragende Verarbeitung, was in der Summe die Wertigkeit der Tasche wiederspiegelt.
Nachdem die Tasche geliefert wurde, konnte ich meine Ausrüstung in identischer Anordnung verstauen, wie ich es von meinen „alten“ Taschen gewohnt war. Das ging am Anfang nicht problemlos, denn Oberwerth liefert die München mit lediglich zwei Trennpads (Dividern) aus. Das mag für DSLR Kameras optimal sein, gerade für spiegellose Systemkameras, deren Objektive im Allgemeinen recht klein sind, benötigt man aber einfach mehr davon. Der Hersteller bietet allerdings die Möglichkeit die Trennpads für kleines Geld nachzubestellen. Dabei ist man nicht unbedingt auf die Divider der München limitiert. Man wird persönlich beraten und kann auch auf die Pads anderer Modelle von Oberwerth zurückgreifen. So konnte ich die Aufteilung passend für meine Ausrüstung vornehmen und mir das Innere meiner Tasche nach meinen Vorstellungen anpassen. Ein Service, den ich sehr schätze.
(Hier lassen sich die Pads nachbestellen)
Die Tasche aus Cordura und Leder ist insgesamt steifer als die bisher genutzten aus Canvas, ohne jedoch hart zu sein. Auch der Trageriemen (mit integriertem Schnittschutz!) ist recht steif, was gegenüber Baumwollriemen den Vorteil hat, dass die Tasche nicht so sehr am Körper hin- und herbaumelt, wenn man sich bewegt.
Sehr gut gefallen mir auch die Details, wie das mit einem Reißverschluss ausgerüstete Innenfach für kleine Gegenstände bzw. Papiere und der unauffällige, aber sehr nützliche Riemen auf der Rückseite, mit dem man die München am Griff eines Trolleys befestigen kann. Sehr praktisch auf Reisen.
Die verwendeten LOXX-Verschlüsse machen ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Sie sehen toll aus, fühlen sich sehr präzise an und funktionieren auch so. Und vor allem: im Gegensatz zu Klettverschlüssen, die ich auch schon an Fototaschen gesehen habe, sind die lautlos. Es gibt nichts Schlimmeres als Verschlüsse, die beim Öffnen in einer diskreten Situation schon auf den Fotografen hinweisen.
Einräumen und Freude an der Erscheinung sind ja nur Nebensachen bei einer Fototasche. Viel wesentlicher sind der Schutz der Ausrüstung und vor allem der Tragekomfort, denn ich laufe praktisch an jedem Tag mit meinen Kameras herum.
Zum Schutz kann ich sagen, dass auch in einem starken Regenschauer kein Wasser eindringt. Auch das Leder sieht nach vorsichtiger Trocknung (nicht vor den Ofen stellen!) wieder aus wie neu. Die Polsterung der herausnehmbaren Innentasche macht einen soliden Eindruck und die Ausrüstung vor Stößen abfedern.
Die eigentliche Überraschung ist aber, wie angenehm die Tasche zu tragen ist. Sie ist ca. 200g schwerer als meine vorherigen Taschen, fühlt sich aber nach mehreren Stunden des Tragens noch immer leichter an. Ich bin nicht sicher, woran das liegt. Vermutlich haben die perfekt gemachte Schulterauflage, die angemessene Elastizität des Trageriemens und die Tatsache, dass die Tasche etwas steif ist, daran ihren jeweiligen Anteil.
Die München von Oberwerth ist eine hervorragende Tasche, insbesondere für spiegellose Systemkameras (so man sich zusätzliche Divider besorgt), angenehm zu tragen und wertig verarbeitet. Vielleicht zu schade für den Einsatz im Dschungel, aber durchaus Schlechtwetter tauglich.
Packbeispiel gefällig?
In die München passen problemlos:
-2x Fuji X-Pro2
-6x Fuji Objektiv
-Blitz
-Ersatzakkus & -batterien
-Filter
-Notizbuch
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