Artikel: Pflanzlich gegerbte vs. chromgegerbte Kamerataschen: Warum Oberwerth Leder pflanzlich gegerbt wird

Pflanzlich gegerbte vs. chromgegerbte Kamerataschen: Warum Oberwerth Leder pflanzlich gegerbt wird
Wer sich nach einer Ledertasche umsieht, schaut dabei vielleicht zuerst auf Farbe, Design oder Schnitt. Aber was ist eigentlich mit dem Grundmaterial, dem Tierprodukt Leder, aus dem die meisten hochwertigen Kamerataschen gefertigt sind? Hier kommt es auf Themen wie Langlebigkeit, Ästhetik und Umweltverträglichkeit an und die Gerbung von Leder und die schwerwiegenden Umweltfolgen die bei seiner unverantwortlichen Verarbeitung entstehen können, beginnen gerade erst, ins Bewusstsein von Verbrauchern zu gelangen. Grundlegend muss dabei zwischen pflanzlich gegerbtem und chromgegerbtem Leder unterschieden werden. Als primärer Prozess der Haltbarmachung der Tierhaut definiert das Gerben nicht nur die Haptik und das Aussehen des Endprodukts, sondern auch seinen ökologischen Fußabdruck und seine Entwicklung über die Zeit.
Der schnelle Weg: Chromgegerbtes Leder
Wem das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt, der trifft die Entscheidung für eine Lederkameratasche vielleicht sehr bewusst. Denn längst geht der Trend von einer veganen Lebensweise, die jeglichen Einsatz von Tierprodukten ablehnt, wieder zu einem bewussten Konsum von lokalen, langlebigen und hochwertigen Produkten. Das gilt genauso für tierische Nahrungsmittel wie für Lederwaren. Dabei fällt die Entscheidung für Leder, eigentlich ein Nebenprodukt der Fleischindustrie, dass durch die Gerbung haltbar gemacht wird, besonders leicht. Der Prozess des Gerbens ist unbedingt erforderlich, damit das Leder nicht zerfällt und verrottet und kann auf unterschiedliche Arten durchgeführt werden. Die alten Römer nutzten hierfür bekanntermaßen Urin, das bei seiner Zersetzung gerbendes Ammoniak freisetzt, während bei Jägern auch heute noch das Wissen weit verbreitet ist, dass das Gehirn eines Tieres immer genau für die Gerbung der entsprechenden Tierhaut reicht. Leider werden heutzutage etwa 85% der Lederwaren mit Chromgerbung unter Einsatz von Mineralien hergestellt, was äußerst umweltschädlich sein kann und große Fragen beim Thema Nachhaltigkeit aufwirft.
Die Chromgerbung, die im späten 19. Jahrhundert entwickelt wurde, nutzt Mineralsalze, vor allem Chrom(III)-sulfat. Diese Form des Gerbens ist äußerst schnell, effizient und kostengünstig und der gesamte Verarbeitungsprozess dauert oft nur wenige Tage. Dadurch verringern sich auch die Kosten für das gegerbte Leder und die Chromgerbung eignet sich ideal für den Einsatz in der Massenproduktion. Außerdem ist das resultierende Leder von Anfang an sehr weich, geschmeidig und flexibel. Chromgegerbtes Leder ist besonders widerstandsfähig gegen Wasser, Hitze und Flecken, behält seine Farbe sehr gut und ermöglicht eine besonders gleichmäßige Färbung.
All diese Vorteile haben allerdings ihren Preis und immer mehr Verbraucher werden sich dessen bewusst und sind nicht bereit, das massenhaft gegerbte Leder zu kaufen. Denn obwohl Chrom(III) allgemein als ungiftig gilt, kann es bei unsachgemäßer Handhabung oder unpassender Entsorgung zu giftigem Chrom(VI) oxidieren. Während die Entsorgung in unseren Breiten streng reguliert ist, sieht es in anderen Regionen der Welt ganz anders aus. Beispielsweise gibt es aus Indien erschreckende Berichte darüber, was unsachgemäße Handhabung von Abwässern aus der Chromgerbung bei Mensch und Umwelt anrichten kann, wenn es beispielsweise unkontrolliert in Gewässer und Böden gelangt.
Neben diesem schwerwiegenden ethischen Argument seiner Verarbeitung gibt es auch ästhetische Gesichtspunkte, die dazu führen, dass viele Menschen lieber zu aufwendig naturgegerbten Lederprodukten greifen. So entsteht auf chromgegerbtem Leder auch nach langer Nutzung keine Patina und es altert weniger elegant als sein natürlicher Counterpart. Es bleibt zwar farbecht und formstabil, erreicht dabei aber nicht die elegante Schönheit von gut gealtertem Naturleder.
Wer genau diese Entwicklung sehen möchte, von einer anfangs satten Oberfläche hin zu einer tiefen, lebendigen Patina, entscheidet sich bewusst für eine Kameratasche aus offenporigem Naturleder, das ohne Chromsalze und Kunststoffe gegerbt wurde. Ein solches Material reagiert sichtbar auf Licht, Berührung und Gebrauch: Kanten dunkeln nach, kleine Spuren verschmelzen mit der Oberfläche, und mit jeder Tour wird aus einer neutralen Tasche ein ganz persönlicher Begleiter mit Charakter.

Der traditionelle Weg: Pflanzlich gegerbtes Leder
Schon lange bevor die Möglichkeit, Tierhäute mit Chrom zu gerben entdeckt wurde, ja schon lange bevor der Mensch mit dem Ackerbau begann und sesshaft wurde, wurde Leder auf natürlichem Wege gegerbt. Dabei ist die Anzahl der Möglichkeiten riesig, denn natürliche Gerbmethoden basieren grundlegend auf dem Einsatz von Tanninen, Gerbstoffen, die beispielsweise in Baumrinden, Blättern, Früchten oder Holz vorkommen. Wie erwähnt kann aber auch das Tierhirn oder fermentierter Urin zum Gerben von Leder eingesetzt werden. Bei natürlicher Gerbung handelt es sich aber in jedem Falle um einen intensiven, zeitaufwändigen Prozess, der oft mehrere Wochen oder sogar Monate dauern kann.
Im Gegensatz zu der zeitsparenden und damit kostengünstigeren Chromgerbung weist das natürliche Gerben allerdings viele Vorteile auf. So ist es umweltfreundlich und seine Abfallprodukte sind alle biologisch abbaubar. Gleiches gilt für das damit gegerbte Leder, das frei von Schwermetallen und Chemikalien ist. Dies ist nicht nur bei Lederkleidung ein wichtiger Aspekt, sondern stellt auch für die Menschen, die in der Lederverarbeitung und konkret beim Gerben tätig sind, einen wichtigen Gesundheitsschutz dar. Auf diese Weise gewonnenes Leder ist außerdem äußerst robust und langlebig. Mit der Zeit entwickelt es eine einzigartige Patina, die sich als sanfte, leicht dunklere Oberfläche zeigt und durch Gebrauch, Sonnenlicht und Berührung entsteht. Jede Tasche wird so zu einem unverwechselbaren Unikat, das die persönliche Geschichte ihres Besitzers erzählt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass naturgegerbtes Leder ein natürliches, warmes Aussehen und einen charakteristischen, angenehmen Geruch behält, ganz im Gegensatz zum oft chemischen Geruch von Chromleder. Obwohl es anfangs etwas steif ist, wird natürlich gegerbtes Leder mit der Zeit geschmeidiger und passt sich perfekt an.
Da hierbei keine aggressiven chemischen Farbstoffe zum Einsatz kommen, ist die Farbpalette von naturgegerbtem Leder allerdings deutlich beschränkt und es überwiegen natürliche, oft erdige Töne. Auch ist es anfälliger für Kratzer, Flecken und Wasser und braucht regelmäßige Pflege, um seine Geschmeidigkeit beizubehalten. Den wichtigsten Faktor, der viele Hersteller dazu bewegt, sich für die Chromgerbung zu entscheiden, bilden allerdings Zeitaufwand und dementsprechende Kosten von natürlichem Gerben, denn der lange Prozess macht das Leder teurer.
Für alle, die diesen Mehraufwand als bewusste Investition verstehen, lohnt sich eine Tasche, die den Anspruch konsequent aufgreift: ein robustes Vollnarbenleder, vegetabil gegerbt, kombiniert mit einem durchdachten Innenleben für Kamera, Objektive und, je nach Modell, sogar ein Notebook. So entsteht ein Stück Ausrüstung, das nicht nur heute überzeugt, sondern über viele Jahre hinweg weicher, schöner und individueller wird, je öfter es im Alltag, auf Reisen oder beim Job im Einsatz ist.

Kamerataschen in Oberwerth-Lederqualität
Aus ethischen sowie ästhetischen Gesichtspunkten setzt Oberwerth schon seit langem auf umweltfreundliches, natürlich gegerbtes Leder. In der Regel kommt dabei vor allem Vollnarbenleder zum Einsatz, welches die höchste Qualitätsstufe von Leder darstellt. Dieses wird aus der obersten Schicht der Tierhaut gewonnen und bietet dadurch eine natürliche Narbenstruktur. Vollnarbenleder zeichnet sich durch besondere Festigkeit aus und ist äußerst langlebig, da es die gesamte Faserstruktur der Haut besitzt. Seine natürliche Oberfläche ist außerdem offenporig und atmungsaktiv und kann, insbesondere wenn es pflanzlich gegerbt ist, mit den Jahren eine schöne, tiefe Patina entwickeln.
Oberwerth setzt mit der Wahl der pflanzlichen Gerbung ein deutliches Zeichen für umweltfreundliches Leder. Das in Deutschland und europäischen Nachbarländern fair produzierte Leder entspricht höchsten ökologischen Standards, weil uns Nachhaltigkeit am Herzen liegt und wir uns unserer Verantwortung für das Wohl von Mensch und Umwelt bewusst sind. Unser Leder ist damit frei von Schwermetallen und Kunststoffen, wie sie oft zur Versiegelung von chromgegerbtem Leder verwendet werden.
Dasselbe Prinzip lässt sich bis ins kleinste Detail der Ausrüstung weiterdenken, besonders dort, wo Leder direkten Hautkontakt hat. Ein Trageriemen aus pflanzlich gegerbtem Leder mit weichem, allergikerfreundlichem Nackenpolster verbindet Kamera und Tasche zu einem stimmigen Gesamtsetup: atmungsaktiv, schnittgeschützt und auf lange Lebensdauer ausgelegt, statt nur als austauschbares Zubehör zu funktionieren.
Fazit
Die Entscheidung zwischen einer pflanzlich gegerbten und einer chromgegerbten Kameratasche ist letztlich eine Frage der Prioritäten. Wer ein günstiges, sehr weiches und farblich stabiles Produkt für den schnellen Konsum sucht, wird vielleicht zur chromgegerbten Variante greifen. Wem jedoch Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit am Herzen liegen, wer lieber ein hochwertiges Produkt kauft und es über lange Jahre pflegt und genießt, der wird bei naturgegerbtem Leder sein Glück finden. Vollnarbenleder sichert hier die höchste Materialqualität und die zeitlose Ästhetik sowie natürliche Patina sorgen dafür, dass die Kameratasche von Jahr zu Jahr schöner wird.


