Astrofotografie für Einsteiger: Die Sterne fotografieren
Wer gerät nicht ins Staunen beim Blick in einen klaren Nachthimmel? Wenn dann auch noch die Milchstraße erscheint oder eine helle Sternschnuppe ganz plötzlich und unerwartet über den Nachthimmel huscht, kann es einem Hobbyfotografen schon mal in den Fingern kribbeln, diese einzigartigen Momente und Ausblicke festzuhalten. Und dank moderner Technik wird es außerdem immer leichter, auch als Amateur mit minimaler Ausstattung tolle Astrofotos zu machen!
Die nötige Ausrüstung
Als Einsteiger in das Genre der Astrofotografie kann schon eine normale DSLR oder spiegellose Systemkamera mit manuellem Modus völlig ausreichend sein. Wichtig ist jedoch ein lichtstarkes Objektiv mit einer möglichst großen Blende (z.B. f/2.8 oder größer). Besonders geeignet sind für das nächtliche Fotografieren bei wenig Licht Weitwinkelobjektive, da sie ein größeres Himmelsfeld erfassen und eindrucksvollere Bilder schaffen können.
Außerdem mit von der Partie sollte unbedingt ein stabiles Stativ sein, das es einem ermöglicht, trotz langer Belichtungszeiten verwacklungsfreie Bilder zu machen. Ebenfalls um Verwacklungen vorzubeugen, sollte auch ein Fernauslöser verwendet werden, denn schon beim Drücken auf den Auslöser entstehen Vibrationen, die aufgrund der langen Belichtungszeit unweigerlich auf dem endgültigen Foto sichtbar werden. Wer ein wenig mehr in die Ausrüstung für die nächtlichen Fotostreifzüge investieren will, kann sich eine Nachführung anschaffen, also eine motorisierte Montierung, die die Erdrotation ausgleicht. Damit lässt sich auch bei Langzeitaufnahmen ganz einfach verhindern, dass Sterne als Striche auf dem Bild erscheinen und mit noch mehr Sternenlicht klarer definierte Bilder machen.
Die richtigen Einstellungen
Die optimalen Kameraeinstellungen hängen von verschiedenen Faktoren ab und variieren je nach Lichtstärke des verwendeten Objektivs, ISO-Wert oder den Lichtbedingungen vor Ort. Allgemein wird allerdings in der Astrofotografie mit einer möglichst weit geöffneten Blende gearbeitet, um viele Lichtstrahlen einzufangen. Die Belichtungszeiten werden im Allgemeinen recht lang gewählt, Anfänger können beispielsweise mit 20-30 Sekunden Belichtung anfangen und diese je nach Lichtverhältnissen und gewünschten Effekten anpassen.
Der Kamerafokus sollte unendlich scharf gewählt werden, wobei als Fokussierhilfe ein heller Stern verwendet werden kann. Um auch das Licht von schwachen Sternen einfangen zu können, kann mit einem hohen ISO-Wert gearbeitet werden. Hier muss allerdings ein Mittelweg gefunden werden, denn bei einem hohen ISO-Wert kann Bildrauschen schnell zum Problem werden.
Die beste Zeit für Astrofotografie in Deutschland
Auch wenn es verlockend ist, sich in einer warmen Sommernacht nach draußen zu setzen und ein paar Bilder vom Nachthimmel zu machen, raten die meisten Astrofotografie-Experten doch eher zu Aufnahmen in den kälteren Monaten von September bis März. Sicherlich kann man auch in den Sommermonaten einen ersten Einstieg schaffen, allerdings erschweren die kurzen Nächte und die verlängerte Dämmerungsphase mit erhöhter Helligkeit die nächtlichen Aufnahmen. Auch die hohe Luftfeuchtigkeit im Sommer ist ein Hindernis, denn sie führt nachts oft zu Schleierwolken am Himmel, die die Sicht beeinträchtigen und klare Fotos deutlich erschweren.
Wenn dagegen die Nächte mit Herbstbeginn länger und dunkler werden, wird die Milchstraße deutlicher sichtbar und die Luft oft klarer und trockener, was schärfere Aufnahmen des Nachthimmels ermöglicht.
Außer der idealen Jahreszeit und einem klaren, wolkenlosen Nachthimmel sollte man auch die Mondphase besonders im Auge behalten. Um zusätzliches Licht durch den Erdtrabanten ausschließen zu können, sollte man die Sterne nach Möglichkeit zu Neumond fotografieren, da sie dann am klarsten gegen den dunklen Nachthimmel herausstechen. Beim Thema Standort gilt allgemein, dass möglichst dunkle Orte abseits von Städten oder anderen Orten mit vielen künstlichen Lichtquellen ideal sind. In Deutschland gibt es einige Orte, die ganz speziell geeignet sind für die Astrofotografie.
Die besten Orte für Sternfotografie
Wer auf der Suche nach einem idealen Standort für Astrofotografie-Aufnahmen in seiner Nähe ist, kann am besten mit dem Betrachten von Lichtverschmutzungskarten beginnen. Hier kann man die Orte mit der geringsten Lichtverschmutzung ausfindig machen. Bei der Standortwahl sollten Aspekte wie Zugänglichkeit und Sicherheit beachtet werden, denn es ist wichtig, an einem Ort zu arbeiten, an dem man die eigene Ausrüstung ganz in Ruhe aufbauen und auch nachts entspannt unterwegs sein kann. Eine besonders schöne Landschaft hilft außerdem, die Astrofotos erst richtig einzunehmen. Generell ist außerdem zu beachten, dass in Höhenlagen die Luft oft klarer und trockener und damit besser für Sternenfotografie ist.
Erstaunlicherweise gibt es auch im eng besiedelten Deutschland einige besonders dunkle Orte, die offiziell zu den Standorten mit der geringsten Lichtverschmutzung in Europa zählen. Diese offiziell als Sternenparks anerkannten Gebiete sind besonders geschützt vor Lichtverschmutzung und bieten damit die idealen Voraussetzungen sowohl für Astrofotografie als auch für Sternenbeobachtungen im Allgemeinen.
Neben dem Sternenpark Westhavelland in Brandenburg gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern den Sternenpark Mecklenburger Parkland. Wer sich eher im Süden des Landes bewegt, kann zum Sternenpark Rhön in Bayern oder nach Baden-Württemberg in den Sternenpark Schwäbische Alb fahren.
Neben diesen ausgewiesenen Sternenparks gibt es allerdings auch noch viele andere Orte in Deutschland, die sich für die Astrofotografie eignen. Dazu zählen generell abgelegene und relativ menschenarme Regionen wie das Allgäu, der Schwarzwald, der Harz, die Eifel oder verschiedene Nordseeinseln.
Zeit und Raum einfangen: Star Trails
Bei Sternschnuppen, die sich schnell über den nächtlichen Himmel bewegen, kann man klar und deutlich sehen, wie der Himmelskörper sich bewegt. Anders ist es dagegen bei echten Sternen, die wir wie fix am Himmel sehen. Wer sich schon einmal richtig Zeit genommen hat, einzelne Himmelsbilder die ganze Nacht hindurch zu beobachten, hat sicher festgestellt, wie auch diese sich langsam aber sicher über den Nachthimmel bewegen. Um diese Bewegung einzufangen und für jedermann sichtbar zu machen, gibt es eine Technik, die allgemein als Star Trails bekannt ist.
Hier entstehen durch eine längere Belichtung des nächtlichen Himmels lange Lichtstriche, die die Bewegung der Sterne abbilden. Dabei entstehen beeindruckende, kreisförmige Muster. Um diese tollen Bilder zu machen reicht die gewöhnliche Grundausstattung der Astrofotografie: ein stabiles Stativ, eine Kamera mit manueller Steuerung und ein Fernauslöser. Die Blende sollte weit geöffnet sein, um möglichst viel Licht einzufangen und der ISO-Wert niedrig, um das Rauschen zu minimieren. Viele Kameras verfügen über einen sogenannten Bulb-Modus, der besonders für lange Belichtungszeiten geeignet ist.
Konkret werden die Star Trails erstellt, indem man eine Serie von Einzelbildern macht, die jeweils über mehrere Minuten belichtet werden. Anschließend können die Einzelbilder in der Nachbearbeitung dann mit einer Software wie StarStaX oder Photoshop zu einem Zeitraffer zusammengefügt werden, sodass die Star Trails in all ihrer Leuchtkraft sichtbar werden.
Für die Aufnahme von Star Trails sollte ein möglichst dunkler Standort und eine wolkenlose und damit bild-störungsfreie Nacht gewählt werden. Will man konzentrische Kreise auf das Bild bekommen, sollte der Nord- oder Polarstern als Bildzentrum gewählt werden, denn um ihn drehen sich alle Sterne und Sternbilder die Nacht hindurch.
Noch verspielter: Light Painting
Wer gern mehr experimentieren und selbst sichtbar in die eigene Bildgestaltung intervenieren will, kann sich außerdem auch im Bereich Light Painting ausprobieren. Bei dieser Technik der Fotografie bei Dunkelheit, die sich beispielsweise mit Star Trails bestens kombinieren lässt, nutzt man externe Lichtquellen, um die Himmelslichter noch zu ergänzen. Oft wird dabei mit einer Taschenlampe gearbeitet, aber auch Kerzen eignen sich bestens für Lichteffekt und schaffen ganz spezielle Lichtverhältnisse. Auch LEDs und Lichter in verschiedenen Farbnuancen sind bestens geeignet, um spannende Light-Painting-Aufnahmen zu schaffen.
Fazit
Das Gebiet der Astrofotografie ist groß und bietet auch im kreativen Bereich viele fotografische Möglichkeiten. Das Fotografieren an ganz besonderen, oft sehr einsamen und naturbelassenen Orten bei Nacht bringt außerdem seinen ganz eigenen Reiz mit sich. Besonders wichtig ist hier die Planung, denn Faktoren wie Ort, Wetter und Mondphase müssen stimmen, um ein gutes Bild vom Sternenhimmel machen zu können. Ein großer Vorteil der Astrofotografie ist, dass man für dieses Genre der Fotografie wenig besondere Ausrüstung braucht, sondern auch mit den Basics schon eine ganze Menge ausprobieren kann. Ob es um Star Trails, Light Painting oder die Jagd nach Sternschnuppen geht, hier gibt es eine Menge zum Ausprobieren und Staunen.
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