Lederpflege-Routine: Saisonale Checkliste für Kamerataschen

Jede Jahreszeit hat ihre schönen Seiten und ihre ganz besonderen Eigenheiten und stellt mit den sich ändernden klimatischen Bedingungen unterschiedliche Anforderungen an Lederprodukte wie Schuhe oder auch Kamerataschen. Während viele Menschen es allerdings bei der Schuhpflege viel genauer nehmen - keiner hat an einem Schneetag gern nasse Füße - fällt die Lederpflege bei Kamerataschen meist eher spärlich aus. Dabei braucht auch hier das Leder als Naturmaterial regelmäßige Pflege, damit es wie die menschliche Haut auch widerstandsfähig, flexibel und schön bleibt. Für alle, die sich gern möglichst gut und das ganze Jahr über um ihre Lieblingstasche kümmern wollen, haben wir in diesem Beitrag eine kleine Checkliste für die Lederpflege von Kamerataschen zusammengetragen. 

Regelmäßige Pflege ist die beste Voraussetzung, damit Leder seine natürliche Ausstrahlung behält. Eine hochwertig gearbeitete Tasche aus vegetabil gegerbtem Vollleder zeigt mit der Zeit eine edle Patina, wenn sie richtig gepflegt wird und bleibt so ein Begleiter fürs Leben.

Das ganze Jahr gut gepflegt

Egal zu welcher Jahreszeit oder wie das Wetter draußen aussieht, sollte man sich für die Pflege der Kameratasche eine monatliche Routine angewöhnen. Dazu gehört auf jeden Fall die Überprüfung der Tasche auf Staub oder Flecken. Auch nach trockenen oder rissigen Stellen sollte man Ausschau halten, um diese rechtzeitig so zu pflegen, dass größerer Schaden vermieden werden kann. Besonders wichtig ist außerdem die Kontrolle auf Feuchtigkeit, vor allem im Innenraum der Kameratasche. Diese kann zum Beispiel durch unzureichende Trocknung der Tasche nach einem Einsatz in feuchten Konditionen, aber auch durch Kondensation, beispielsweise in der kalten Jahreszeit oder besonders feuchten Monaten, entstehen.

Wer diese monatliche Sichtprüfung gleich mit einer kurzen Pflegeroutine verbindet, macht es sich leicht: Ein fein dosierbares Pflegespray, das Schmutz löst, die Oberfläche mit Feuchtigkeit versorgt und gleichzeitig vor Nässe schützt, hält die Tasche länger widerstandsfähig und verhindert, dass kleine Problemstellen überhaupt entstehen. So wird aus dem schnellen Kontrollblick ein unkompliziertes Rundum-Update für das Leder – innen wie außen.

Lederpflegemittel und Reinigungsschritte

Bei der Pflege von Kamerataschen aus Leder geht man am besten genauso vor, wie man es auch bei anderen Lederprodukten wie Schuhen oder Lederjacken tun würde. Dabei richtet man sich in erster Linie nach der Art des Leders: Handelt es sich beispielsweise um Glattleder, ist die Pflege besonders einfach und Lederfett sowie Lederbalsam oder Ledermilch sind für den Erhalt der Tasche ausreichend. Lederfett wirkt dabei besonders intensiv und erhält die natürliche Fähigkeit des Materials, Wasser abzuweisen. Beide Produkte versiegeln die Oberfläche und halten sie geschmeidig.

Ist die Tasche allerdings aus einem Rauleder wie Nubuk oder Wildleder, sollte man bei ihrer Pflege absolut kein Fett verwenden. Stattdessen empfiehlt sich hier der Einsatz von speziellen Rauledersprays zur Imprägnierung sowie eines Conditioners, der dafür sorgt, dass die Struktur des Leders intakt bleibt. Während man für Glattleder gut Schwämme oder Tücher verwenden kann, empfiehlt sich bei Rauleder absolut der Gebrauch einer Krepp- oder Gummibürste.

Wer zusätzlich Taschen mit speziell hydrophobiertem Leder nutzt, etwa Modelle, die von Haus aus einen ausgeprägten „Lotus-Effekt“ besitzen, sollte zu einer Pflege greifen, die diesen wasserabweisenden Schutzfilm erhält, statt ihn zu überlagern. Eine darauf abgestimmte Flüssigpflege reinigt sanft, verhindert Feuchtigkeitsverlust und versiegelt die Oberfläche, ohne sie zu verkleben – perfekt für alle, die bei Regenwetter nicht auf ihre wetterfeste Tasche verzichten möchten.

Wenn es an die konkrete Reinigung geht, sollte man die Tasche zuerst einmal gut für die Pflege vorbereiten, indem man sie komplett entleert und alle Fächer öffnet. Anschließend kann der Innenraum gereinigt werden, wobei kleine Krümel, Sand und Staub vorsichtig entfernt werden. Hierfür kann ein Handstaubsauger mit Bürstenaufsatz hilfreich sein, mit dem man Staub und Schmutz aus den Polstern entfernen kann.

Anschließend kann man mit der Trockenreinigung des äußeren Leders der Tasche beginnen. Glattleder sollte hierfür mit einem weichen Baumwolltuch abgerieben werden, bevor es mit einem weiteren Tuch, das mit mildem Lederreiniger sparsam befeuchtet wurde, gründlich gesäubert wird. Anschließend können Rückstände mit einem sauberen, feuchten Tuch entfernt werden. 

Bei Rauleder hingegen empfiehlt es sich, Schmutz und Staub mit einer Spezialbürste zu entfernen. Gibt es punktuelle Fettflecken, können diese beispielsweise mit einer Kernseifenlösung behandelt werden, für andere Verschmutzungen kann man beispielsweise ein spezielles Leder-Radiergummi verwenden.

Jedem Wetter gewachsen: Lederpflege in der kalten Jahreszeit

Wird es draußen langsam kalt und dunkel, nimmt man die Kamera im Zweifelsfall eher seltener in die Hand und die Kameratasche ist damit seltener in Benutzung und weniger Herausforderungen durch äußere Einflussfaktoren ausgesetzt. Dennoch ist es ganz allgemein sinnvoll, sich die Tasche etwa einmal im Monat anzusehen, um sie auf Staub, Flecken oder Feuchtigkeit und Schimmel zu überprüfen. Bei Einsatz in den Wintermonaten sind Kamerataschen besonders häufig übermäßiger Feuchtigkeit ausgesetzt, sodass das Thema Imprägnierung eine große Rolle spielt. 

Genau wie bei Schuhwerk aus Leder wird dafür am besten schon vor dem ersten Kontakt mit Nässe ein hochwertiges Imprägnierspray aufgetragen, das allerdings unbedingt zum jeweiligen Ledertyp passen sollte. Wichtig ist auch, dass vorher alle Reinigungsschritte richtig umgesetzt werden, um auf keinen Fall mit dem Spray etwaigen Dreck auf der Tasche zu fixieren. Auch nach jeder Nassreinigung oder wenn die Tasche bei einem Foto-Abeneteuer einmal richtig durchweicht, sollte im trockenen Zustand eine neue Schicht Imprägniermittel aufgebracht werden, um eine effektiv wasserabweisende Oberfläche zu gewährleisten. Besonderes Augenmerk kann man dabei außerdem auf die Nähte legen, denn an diesen empfindlichen Stellen dringt oft Feuchtigkeit in die Tasche ein. Nach der Anwendung sollte die Kameratascheasche gut gelüftet werden.  

Salz und Trocknung

Was bei Winterschuhen ein ständiges Problem darstellt, kann unter Umständen auch bei der liebsten Fototasche passieren: Die  Entfernung von Salzflecken. Durch winterliches Streusalz am Boden können sich auf dem Leder unschöne Salzflecken bilden. Diese sehen nicht nur hässlich aus, sondern sind auch in puncto Robustheit der Tasche ein echtes Problem, da Salz das Leder austrocknet und es damit zusätzlich anfällig für Brüche macht. Daher sollte man sofort nach möglichem Kontakt mit Salz das Leder mit einem in kaltem Wasser und mildem Essig getränkten Tuch vorsichtig abtupfen, ohne dabei allerdings Druck auf das angegriffene Material auszuüben. 

Nach solchen „Rettungsaktionen“ hat das Material oft sichtbar gelitten: Salz, Feuchtigkeit und Kälte entziehen dem Leder Fett und Farbtiefe. Hier hilft eine regenerierende Pflege, die Farbwirkung auffrischt, die Oberfläche imprägniert und kleine Kratzer oder matte Stellen optisch zurücknimmt. So wird aus einer angegriffenen Wintertasche wieder ein stimmiger, geschmeidiger Begleiter für die nächste Saison.

Ein weiteres wichtiges Thema im Herbst und Winter ist die richtige Trocknung des Leders nach Nässe, die für gute Schimmelprävention unbedingt erforderlich ist. Dafür sollte man die Tasche am besten sofort entleeren und mit Zeitungs- oder  Seidenpapier ausstopfen. Wichtig ist hierbei, nicht zu viel Papier zu verwenden, sodass die Tasche in Form bleibt, aber nicht ausgebeult wird. Anschließend kann sie langsam und bei Raumtemperatur trocknen. Dieser Prozess braucht Zeit und man sollte niemals versuchen, das Trocknen zu beschleunigen, indem man Leder heißer Heizungsluft oder direkter Sonneneinstrahlung aussetzt, die es trocken und brüchig machen würden.

Einen weiteren Schwerpunkt kann die Pflege der Kantenfarbe bilden. Alle paar Monate sollte man hierfür überprüfen, ob die Kantenfarbe bzw. Versiegelung der Lederkanten noch intakt ist. Risse oder Abrieb in diesem Bereich können das Eindringen von Feuchtigkeit in tiefere Schichten des Leders nach sich ziehen und den positiven Effekt der Imprägnierung ganz und gar zunichtemachen. Um einen ausreichenden Schutz der Kanten vor eindringender Feuchtigkeit zu gewährleisten, können diese mit einem speziellen Kantenstift ausgebessert werden.

Schmutz und UV-Strahlung: Lederpflege im Sommer

Ist das Wetter draußen wieder freundlicher, greifen viele Fotografen auch wieder mehr zur Kamera und die Kameratasche kommt öfter zum Einsatz als in der kalten Jahreszeit und bei Nässe. Vielleicht nimmt man sie auch mit in einen Urlaub und unter Outdoorverhältnissen ist die Tasche vermehrt Schmutz sowie starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt. In dieser Zeit sollte man daher ein besonderes Augenmerk auf ihre regelmäßige Säuberung legen. Besonders Sand, der in ihr Inneres gelangen kann, wird schnell zum Problem für das Leder, vor allem aber auch für das wertvolle Equipment, das darin transportiert wird. Zur Reinigung gelten dabei die gleichen Regeln wie im Winter. 
Eine besondere Herausforderung an das Naturmaterial Leder stellt außerdem die erhöhte Sonneneinstrahlung über die Wintermonate dar. Hier ist generell eine regelmäßige Pflege und gutes Nachfetten angesagt, wichtig ist aber auch, schon bei Benutzung der Tasche darauf zu achten, dass sie direktem Sonnenlicht nicht unnötig stark ausgesetzt wird. Besonders wichtig ist dies aber natürlich bei der Lagerung der Kameratasche.

Kamerataschen gut verstauen

Kommt eine Kameratasche mal längere Zeit nicht zum Einsatz, sollte sie unbedingt gut verwahrt werden. Für eine schonende Lagerung empfiehlt es sich, die Tasche locker mit Zeitungs- oder Seidenpapier oder sauberen Tüchern zu füllen. So kann sie gut in Form bleiben. Wichtig ist bei der Lagerung allerdings vor allem, dass die Tasche auf keinen Fall mit direkter Sonneneinstrahlung in Kontakt kommen sollte. Für die Aufbewahrung ist ein trockener, kühler Raum mit konstanter Temperatur ideal. Spezielle Stoffbeutel für das Aufbewahren von Ledertaschen sind atmungsaktiv und halten Staub fern, ohne wie Plastik die Gefahr zu bergen, mit der Kamera auch Feuchtigkeit einzuschließen. 

Fazit

Wer gern lange Freude an seiner liebsten Ledertasche haben möchte, sollte ihre Pflege und Instandhaltung unbedingt ernst nehmen. Sich den Zustand der Tasche etwa monatlich vor Augen zu rufen, kann dabei helfen, auf mögliche Probleme bei Nutzung und Lagerung schnell reagieren zu können und den guten Zustand des Lieblingsstücks zu erhalten. Regelmäßigkeit in der Pflege ist dabei von ebenso großer Bedeutung wie eine den Jahreszeiten und Wetterbedingungen angepasste Herangehensweise. So wird nicht nur die wertvolle Ausrüstung bestmöglich geschützt, sondern auch der einzigartige Character und die Schönheit einer guten Ledertasche bestmöglich bewahrt.