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Artikel: Intimität einfangen: Die Porträtfotografie von Diane Arbus

Intimität einfangen:  Die Porträtfotografie von Diane Arbus

Intimität einfangen: Die Porträtfotografie von Diane Arbus

Müsste man Diane Arbus’ fotografisches Schaffen beschreiben, könnte man es wahrscheinlich am ehesten irgendwo an der Schwelle zwischen Einfühlungsvermögen, Komplizenschaft und Voyeurismus verorten. 1923 in New York geboren, wurde Arbus mit einzigartigen Bildern und einer oft kontroversen Herangehensweise an die Fotografie bekannt. Ihr Genre schlechthin ist die Porträtfotografie und ihr bevorzugtes Sujet dabei Menschen am Rande der Gesellschaft, darunter Zirkusartisten, Transmenschen, Menschen mit körperlichen Besonderheiten und andere, die nicht in gesellschaftliche Normen passten.


Empathie und Distanz

Die Arbeiten von Diane Arbus zeichnen sich durch eine besondere Kongruenz in ihrem Stil aus. Fast immer sind ihre Bilder frontal aufgenommene Schwarz-weiß-Porträts, was ein Gefühl der Unmittelbarkeit und der persönlichen Begegnung schafft. Dadurch kreiert Arbus ein Gefühl von Nähe und Intimität zu den Menschen auf ihren Bildern, das sich wie ein roter Faden durch ihr gesamtes fotografisches Schaffen zieht.

Auch in den Thematiken, mit denen sich Diane Arbus in ihrer Arbeit auseinandersetze, spielt das Thema der Intimität eine große Rolle und ist immer wieder auch ganz explizit Teil des Sujets, beispielsweise in ihren Fotografien von Transmenschen aus den 50er- und 60er-Jahren. Diese Fotos, auf denen die Menschen meist frontal direkt in die Kamera blicken, sind oft in ihren Schlafzimmern aufgenommen und zeigen sie mitunter auch sehr privat und verletzlich.

Dieses Gefühl der Intimität in Arbus’ Bildern lässt ein Gefühl der Nähe zu den dargestellten Personen entstehen und als Zuschauer meinen wir für einen Augenblick etwas von ihrem Leben aufblitzen zu sehen. Die Verwundbarkeit, die damit einhergeht, dass die Menschen auf Diane Arbus’ Fotografien sich so intim ablichten lassen, obwohl sie von der Gesellschaft ausgegrenzt und diskriminiert werden, lässt in besonderem Maße ein Gefühl der Empathie aufkommen.


Das Andersartige im Fokus

Diane Arbus war eine sozial engagierte Fotografin, die sich in soziale Räume marginalisierter Gruppen hinein arbeitete und den Menschen nahekam, die sie vor der Kamera haben wollte. So nahm sie beispielsweise Zirkusartisten, Nudisten, Transmenschen, Zwillinge, Prostituierte oder Menschen mit Behinderung in den Fokus. Ihre Wahl, diese Menschen am Rande der Gesellschaft darzustellen, handelte ihr nicht nur Zustimmung und Lob ein. Im Gegenteil wurde sie oft für den Voyeurismus ihrer Bilder kritisiert und ihr wurde vorgeworfen, Randgruppen für ihren eigenen Nutzen auszubeuten.

Allerdings ist es nicht nur die schonungslose Darstellung von als andersartig wahrgenommenen Menschen, sondern auch die intime und zugleich unbehagliche Atmosphäre der Bilder, die an Diane Arbus’ Werk fasziniert. Der Betrachter fühlt sich immer direkt angesprochen und durch seine Empathie mit den Modellen sieht er sich dazu gezwungen, sich mit der Realität dieser Personen auch im Kontrast zu seiner eigenen gesellschaftlichen Privilegien auseinanderzusetzen. Es geht also keineswegs um eine Art des Sensationalismus, der die Modelle objektivieren und sie als völlig getrennt vom Betrachter darstellen würde, sondern gerade um das Abbilden von Menschen als Unseresgleichen. Diane Arbus ging es darum, die Unsicherheiten, das Unbehagen und die Isolation der Menschen auf ihren Bildern hervorzuheben, sie aber gleichzeitig würdevoll abzubilden.

Ein Aspekt der fotografischen Darstellung, der Diane Arbus bei ihrer Arbeit besonders faszinierte, waren die unterschiedlichen Facetten menschlicher Existenz und wie Menschen sich selbst sehen und gesehen werden wollen. Ihre Fotografien hinterfragen oft die Grenzen zwischen Normalität und Abweichung, von öffentlichem Bild und innerer Realität. Diese tiefere psychologische Dimension ihrer Arbeiten macht sie auch heute noch brandaktuell und zieht immer wieder Tausende von Menschen in Ausstellungen von Diane Arbus’ Werk.

„Die Menschen, die in Arbus’ Welt angesiedelt sind, enthüllen sich immer selbst. […]

Statt sie zu überreden, eine ‚natürliche‘ oder typische Haltung einzunehmen,
ermunterte sie ihre Modelle, unbeholfen zu wirken – das heißt, zu posieren.
Wenn sie so steif dastehen oder dasitzen, wirken sie bereits wie Abbilder ihrer selbst.“

Susan Sontag, Über Fotografie


Menschliche Porträts

Immer wieder wurde hervorgehoben, dass Diane Arbus’ Fotografien das Genre der Fotografie sprengen und sich der anthropologischen Arbeit der Betrachtung von Menschen im Allgemeinen annähern. Ihre Bilder konzentrieren sich auf die Realität und den Alltag der US-amerikanischen Gesellschaft, auch wenn dieser Alltag sich manchmal fernab des öffentlichen Fokus abspielt.

Egal, ob es sich bei den Menschen, die Diane Arbus vor ihre Kamera bat, um Menschen mit körperlichen Besonderheiten, von der sozialen Norm ihrer Zeit abweichenden Genderidentitäten oder anderen Gruppen handelte, immer sehen wir die Menschen als Menschen, die uns ähneln in ihrer Unsicherheit und Verletzlichkeit. Diese fragile menschliche Seite weiß Diane Arbus in ihren Porträts einzufangen wie keine andere.


Kontroverse Darstellungen

Zu ihrer späteren Arbeit zählt die Fotoreihe Untitled, die zwischen 1970 und 1971 entstanden ist und die Bewohner in Heimen für Menschen mit geistigen Behinderungen zeigt. Die Bilder wirken bedrückend, auch wenn die Menschen darauf, darunter viele Menschen mit Downsyndrom, oft ausgelassen sind. Die Fotografien dieser Reihe entstanden während Festen und Freizeitaktivitäten in den Heimen und zeigen die Bewohner oft verkleidet mit Masken und Hüten.

Bei diesen Bildern stellt sich in besonderem Maße die Frage der Rechtmäßigkeit der Abbildung dieser Menschen und die Reihe wurde und wird äußerst kontrovers diskutiert. Es ist Teil des Talents von Diane Arbus, die Machtverhältnisse und die ethischen Grenzen der Fotografie auf so einzigartige Weise in jedes der Bilder dieser Reihe einfließen zu lassen und diese dadurch ins Bewusstsein der Betrachter zu holen und zu hinterfragen.


Fazit

Diane Arbus, die ihr Leben lang unter Depressionen litt, entschied sich schließlich im Alter von 46 Jahren für den Freitod und hinterließ ein beeindruckendes und faszinierendes Werk, das immer wieder zum Nachdenken, Diskutieren und Verändern unserer Gegenwart anregt. Ihre Werke tauchen tief in die menschliche Psyche ein und lassen die Grenzen zwischen Normalität und Andersartigkeit, Schönheit und Unbehagen verwischen. Damit fordert uns Arbus’ Werk immer wieder aufs Neue heraus und zieht uns in seinen Bann. Die vielen Menschen am Rande der Gesellschaft, die Diane Arbus immer wieder in ihre Mitte zu rücken und somit einzubeziehen versuchte, haben in ihren Bildern Unsterblichkeit erlangt. Bis heute berühren ihre Fotografien und regen Diskussionen an, denn die Themen, die Diane Arbus bereits in den 1960er-Jahren mit einzigartigem Geschick auf Film bannte, sind bis heute aktuell.

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